Nach der Pandemie von COVID-19 ist klar: Die Risiken für Geschäftsreisende steigen. Dennoch bleibt es für den Mittelstand interessant, seinen Aktionsradius auszuweiten, da die globalen Absatzwege wirtschaftliche Möglichkeiten bieten. Einige Absicherungen sind aber ratsam.
Meist sind Geschäftsreisende auf ihre Aufgabe konzentriert und machen sich im Vorfeld einer Reise weniger Gedanken über ihre eigenen Risiken – wenn es sich nicht gerade um den Irak, Syrien oder andere Krisengebiete handelt oder wenn nicht wie zuletzt eine Pandemie ausbricht, Ansteckungsgefahr besteht und Grenzen dicht gemacht werden.
Die gesetzliche Fürsorgepflicht wird von Unternehmen häufig vernachlässigt. Auch so bei Herrn L., der in einem osteuropäischen Land mit einem Taxi vom Flughafen zu seinem Hotel gebracht werden sollte. An einer roten Ampel stiegen plötzlich zwei Männer in das Fahrzeug und bedrohten ihn mit einer Waffe. Herrn. L. wurde schlagartig der Ernst der Lage bewusst. In einer abgelegenen Örtlichkeit wurde er für fünf Stunden festgehalten, geschlagen und gezwungen die PIN-Codes seiner Kreditkarten und Passwörter bekannt zu geben – ein sogenanntes „Express Kidnapping“.
In Südamerika verkaufen die Täter das Opfer häufig an kriminelle Organisationen weiter, wenn sie es als „lohnend“ erkennen. Die Geisel hat dann einen höheren Stellenwert (going rate) und der Überfall geht nahtlos in eine Entführung mit Lösegeldforderung über. Ein professionelles Krisenmanagement spielt bei einer Entführung, bei der es um Menschleben geht, eine wesentliche Rolle. Nur die wenigsten Unternehmen haben eine eigene Corporate Security oder Erfahrung mit solchen Vorfällen.
Kidnap & Ransom Versicherungen
Reisesicherheit bedeutet vorbereitet zu sein und die ersten Schritte bereits vor der Reise zu planen. Länderinformationen sind online auf unterschiedlichen Plattformen sowohl von Behörden als auch privaten Dienstleistern verfügbar. Sie geben meist eine gute Gesamtübersicht über die jeweiligen Risiken, sind aber kein Allheilmittel. Die Aufmerksamkeit des Reisenden spielt eine ganz wesentliche Rolle und kann durch ein Reisesicherheitstraining mit Inhalten zur Einschätzung von realistischen Gefahren, kulturellen Gegebenheiten, Verhalten bei kriminellen Angriffen sowie persönlichen Möglichkeiten zur Erkennung und Abwehr von Angriffen gewährleistet werden.
Sogenannte Kidnap & Ransom Polizzen, decken nicht nur die Bezahlung des Lösegeldes, sondern auch die Kosten für den Krisenberater, die Rückholung oder Evakuierung sowie weitere zusätzliche Services. Die Versicherer bieten im Rahmen der Fürsorgepflicht teilweise auch präventive Schulungen durch Profis oder eine Vorbereitung für Reisende an. Der Trend innerhalb der DACH-Region geht eindeutig zu Krisenberatern aus dem deutschsprachigen Raum. Ihr Verständnis für die wirtschaftlichen, gesetzlichen, sprachlichen, aber auch kulturellen Voraussetzungen garantiert eine vernünftige Basis für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Eine 24/7-Krisenhotline hilft bei der Bewältigung von unvorhersehbaren Ereignissen.
Autor:
Andreas Radelbauer
Direktor Österreich, Schweiz und Liechtenstein
E-Mail: radelbauer@corporate-trust.at
Tel. +43 1 318 01510