Sicherheit in Krisenzeiten mithilfe des Szenario-basierten Risikomanagements

Die deutsche Wirtschaft hangelt sich angesichts verschlechterter Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln von einer Krise zur nächsten. Neben gestörten Produktions- und Logistikprozessen, pandemiebedingten Belastungen und negativen Preiseffekten entfachen weltpolitische Ereignisse wie der aktuelle Ukraine-Krieg ungeahnte gesellschaftliche und individuelle Unsicherheiten und Herausforderungen. In einem energiepolitisch turbulenten Jahr 2022, welches von der russischen Manipulation der europäischen Gasversorgung geprägt ist, erscheint eine fortlaufende Einschränkung der westlichen Energieversorgung äußerst realistisch. Aufgrund seiner Versorgungsdependenz fürchtet insbesondere Deutschland, dass die Regierung in Moskau im Ernstfall ihr zentrales Druckmittel gegen die westliche Sanktionierung ausspielen und mithilfe einer scheinbaren Verlängerung der Wartungsarbeiten die Gasversorgung Deutschlands über Monate unterbrechen könnte.

Die Frequenz und Überlappung transnationaler Krisen schüren Unsicherheiten, welche sich auf individueller, unternehmensbezogener und staatlicher Ebene in einem vermehrten Wunsch nach Autarkie, einem erhöhten Sicherheitsbestreben oder gar lähmender Panik äußern können. Der Einsatz von Ablaufplänen und Prozessen, welche potenzielle Risiken in den Fokus bringen und im Ernstfall die Erhaltung des Geschäftsbetriebs sicherstellen, sollten eine logische Konsequenz zur allgemeinen Stärkung der Resilienz von Unternehmen in Krisenzeiten darstellen. Als transparente und robuste Methode tritt hierbei das Szenario-basierte Risikomanagement auf den Plan. Letzteres basiert auf der Erarbeitung einer Risikokarte, welche konkrete Auswirkungen unterschiedlicher Szenarien, beziehungsweise Risikophasen, sowie entsprechende Handlungsoptionen abhängig von den im Unternehmen betroffenen Risikobereichen abbildet.

Eine dreistufige Risikokarte hinsichtlich des Ukraine-Kriegs könnte beispielsweise wie folgt aussehen:

Szenario 1, militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine (Ist-Szenario seit dem 24. Februar 2022),

Szenario 2, Cyberangriffe und terroristische Aktivitäten sowie die Auferlegung russischer Beschränkungen, zum Beispiel eine kontinuierliche Einschränkung der Gasversorgung via Nord Stream 1, sowie, im Ernstfall,

Szenario 3, Eintritt des NATO-Bündnisfalls, untergliedern. Im Falle der Materialisierung eines Szenarios erfolgt nun die Aktivierung eines Krisenteams, welches unter Verwendung der Risikokarte gezielt über die Einleitung zuvor ausgearbeiteter Sofortmaßnahmen entscheiden kann.

So viel ist sicher: Verheerende ökonomische, politische und gesellschaftliche Konsequenzen des russischen Angriffskriegs, globale Versorgungsengpässe, eine grassierende Inflation sowie Prognosen einer weiteren Corona-Welle im Herbst werden Unternehmen und Vermögensinhaber auch in Zukunft vor große Herausforderungen stellen. Umso bedeutender ist die Sicherstellung der unternehmerischen Resilienz, welche nicht nur in Krisenzeiten eines intakten Risikomanagements bedarf. Denn wie der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry bereits feststelle: „Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch“.

Autor:
Alessa Bayerle, Consultant Travel Security & Crisis Management

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