Syriens schwieriger Neuaufbau 2025 – Eindrücke zwischen Hoffnung, Risiko und Realität

Als ich im Spätsommer und erneut im Oktober 2025 nach Syrien zurückkehrte – nach Jahren, in denen ich das Land nur aus der Distanz beobachtet hatte – traf ich auf ein Land, das sich im Spannungsfeld zwischen Zerstörung und Aufbruch bewegt. Bei einer Bestandsaufnahme der Risiken im Land führte mich mein Weg von Damaskus über Hama und Homs bis nach Aleppo. Solche Eindrücke lassen sich kaum in wenigen Worten einfangen. Die Realität vor Ort sprengt jede vereinfachende Beschreibung. Als Sicherheitsexperte, der viele Jahre in verschiedenen Krisen- und Kriegsgebieten tätig war, fällt es schwer nur mit nüchterner Wahrnehmung die gewaltigen Zerstörungen, Unsicherheiten und die Hoffnung der Bevölkerung zu analysieren. Ständige Balance zwischen professioneller Distanz und menschlicher Empathie sind hier gefordert.

Auf der Fahrt von Damaskus nach Aleppo passiert man mehrere Checkpoints – die von Sicherheitskräften der Regierung kontrolliert werden. Diese Präsenz sorgt einerseits für ein subjektives Sicherheitsgefühl, unterstreicht andererseits, wie stark der Staat auf Kontrolle setzt, um Ruhe und Ordnung zu gewährleisten. Für Reisende oder Investoren bedeutet das: Wer sich hier engagieren will, braucht Geduld, genaue Kenntnisse lokaler Abläufe und verlässliche Sicherheitsstrukturen. 

Ruinen, Fassaden voller Einschusslöcher, ganze Straßenzüge ohne Strom oder fließendes Wasser. Die Verwüstungen des Krieges sind nach wie vor massiv. Viele Stadtviertel in Syrien erinnern eher an Kulissen eines Katastrophenfilms als an bewohnte Orte. Die infrastrukturellen Herausforderungen sind enorm. In vielen Bezirken gibt es täglich Stromausfälle; ganze Stadtteile sind zeitweise ohne Wasserversorgung. Müllentsorgung findet kaum statt, das Straßenbild wird vielerorts von improvisierten Deponien dominiert.

Und doch, kaum ein Tag vergeht, ohne dass irgendwo Baustaub aufsteigt, Mauern neu verputzt oder kleine Werkstätten und Geschäfte wiedereröffnet werden. Der Wille zum Wiederaufbau ist überall spürbar, und es sind vor allem die Menschen selbst, die Syrien wiederbeleben wollen – mit wenig Unterstützung, aber großem Durchhaltevermögen. Mit beeindruckender Energie packen die Menschen an, um ihr Land Stück für Stück wieder aufzubauen.

In Damaskus habe ich Unternehmer getroffen, die trotz aller Widrigkeiten begeistert von einer gemeinsamen Zukunft mit europäischen Partnern sprechen. In Aleppo sah ich Jugendliche, die in improvisierten Werkstätten Fensterrahmen schweißen oder Ziegel sortieren – ohne Maschinen, aber mit Stolz und Ehrgeiz. In Hama und Homs wiederum sprach ich mit Lehrer und Ärzte, die ihre zerstörten Schulen und Kliniken notdürftig wieder in Betrieb nehmen. Sie alle verbindet der Wunsch, nicht länger Bittsteller internationaler Hilfe zu sein, sondern aktive Gestalter des Neuanfangs.

Wer in Syrien unterwegs ist, spürt auch, dass die Bevölkerung attraktive Partnerschaften mit ausländischen Akteuren ausdrücklich begrüßt. Besonders Deutschland und Österreich genießen in Syrien ein hohes Ansehen. Viele Syrer verbinden mit unserer Region sowohl technische Kompetenz als auch ein gewisses Maß an Verlässlichkeit – Werte, die hier im Wiederaufbauprozess von zentraler Bedeutung sind.

Gleichzeitig darf man sich von der Herzlichkeit und der Gastfreundschaft der Bevölkerung nicht in falscher Sicherheit wiegen. Unter der Oberfläche gären weiterhin politische Spannungen. Minderheiten und oppositionelle Gruppen stehen dem aktuellen Regime von Präsident Farouk Al‑Sharaa kritisch gegenüber. Zwar ist die Sicherheitslage in weiten Teilen des Landes stabil, doch diese Stabilität ist fragil.

Dennoch sind die ersten positiven Entwicklungen spürbar: In den letzten Wochen – zwischen Ende August und Anfang Oktober 2025 – hat sich die internationale Wahrnehmung Syriens gewandelt. Immer mehr Staaten wagen vorsichtige Schritte der Annäherung, internationale Delegationen reisen ins Land, und diplomatische Kanäle werden wiederbelebt. 

Präsident Al‑Sharaa versucht aktiv, europäische Staaten – insbesondere Deutschland und Österreich – ins Land zu holen. Dabei geht es weniger um symbolische Politik, sondern um konkrete wirtschaftliche Kooperationen im Bereich Infrastruktur, Energie und Sicherheit. Syrien benötigt dringend ausländische Expertise und Kapital, um Schulen, Straßen, Krankenhäuser und Stromnetze wieder aufzubauen. Die DACH‑Staaten stehen vor einer anspruchsvollen, aber nicht unlösbaren Aufgabe. Der syrische Wiederaufbau eröffnet – vor allem für mittelständischen Unternehmen – beträchtliche Chancen.

Obwohl politische Unsicherheiten, instabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie Korruption und bürokratische Hürden bestehen, können diese Risiken mit entsprechender Vorbereitung konstruktiv angegangen und bewältigt werden. Gerade die deutsch‑österreichische Wirtschaft, die unter stagnierenden Märkten in Europa leidet, kann langfristig von Engagement in Syrien profitieren – wenn sie dies mit der gebotenen Professionalität und Vorsicht angeht. Wichtig ist, dass Sicherheit und Logistik von Anfang an Teil des Konzepts sind, nicht erst nachträgliche Zusatzüberlegungen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig das ist. Ich habe als UNO‑Soldat ein Jahr auf den Golanhöhen verbracht und kenne Syrien gut: seine Menschen, ihren Stolz und ihre Widersprüche. Diese Widersprüche sind geprägt von Gegensätzen und Spannungsfeldern. Einerseits gibt es einen großen Stolz auf die eigene Geschichte, Kultur und die Gastfreundschaft, zugleich aber prägen Misstrauen, Unsicherheit und tiefe gesellschaftliche und religiöse Spaltungen das alltägliche Leben.

Was ich von den Reisen durch Syrien mitgenommen habe, ist die Überzeugung, dass Engagement in Syrien weder naiv noch romantisch sein sollte – sondern pragmatisch, partnerschaftlich und langfristig. Der Wiederaufbau kann nur gelingen, wenn Vertrauen entsteht: zwischen syrischen Behörden und internationalen Unternehmen, zwischen den Menschen vor Ort und denjenigen, die hier investieren. Die kommenden Monate werden dafür entscheidend sein. Wenn die politische Stabilität anhält und internationale Akteure ihre ersten Projekte starten, könnte Syrien 2026 zum Schlüsselmarkt im Nahen Osten werden – klein, aber strategisch bedeutsam.

Heute engagiere ich mich aktiv mit einem klaren Ziel: Der DACH‑Wirtschaft die notwendigen sicherheitsrelevanten Dienstleistungen in Syrien bereitzustellen. Dazu zählen sichere Flughafenabholungen, geschützte Transfers zwischen Städten, Sicherheitsbegleitungen und professioneller Personenschutz. Ein wesentlicher Bestandteil ist die gezielte Schulung und Einbindung lokaler Partner nach deutschen Qualitätsstandards. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Services mit der gewohnt hohen Gründlichkeit und Verlässlichkeit erfolgen. Diese Kombination aus internationaler Erfahrung und lokaler Kompetenz ermöglicht eine effektive Risikominimierung und schafft die Grundlage für einen nachhaltigen Wiederaufbau.

Ich bin überzeugt, dass Syrien, bei aller Zerrissenheit, ein Land mit Zukunft ist – ein Land, dass eine echte Chance verdient. Syrien ist gezeichnet von Narben, doch in ihnen liegt seine Zukunft. Wiederaufbau beginnt nicht nur mit Steinen, sondern mit Vertrauen, Respekt und Zuhören. Internationale Verantwortung heißt, den Menschen Raum zu geben, ihr Land selbst neu zu formen – und den Mut zu haben, gemeinsam in Hoffnung zu investieren, statt in Vorurteile.

Hinterlasse einen Kommentar