Am 30. August findet seit dem Jahr 1981 ein Gedenktag statt, welcher an alle Menschen erinnern soll, die gegen ihren Willen verschleppt und/oder interniert wurden und deren Aufenthaltsort meist nicht genau bekannt ist. Gegründet wurde dieser Internationale Tag der Verschwundenen (engl. International Day of the Disappeared) in Lateinamerika – Costa Rica.
Speziell in Krisen- und Kriegsgebieten kümmern sich weltweit zahlreiche nichtstaatliche Organisationen und überregionale Initiativen mit der Aufklärung von Verschwundenen. Entweder werden Fotos an meist festgelegten Örtlichkeiten an Wände etc. geklebt oder mittels Datenbanken Fotos veröffentlicht, um die Familienangehörigen zu finden – Erfolgsaussichten meist gering.
Internieren bedeutet nicht nur, dass einzelne Staaten „politische Gegner“ verschwinden lassen, sondern auch, dass organisierte Kriminalität „Konkurrenten“ und deren Familienangehörige verschleppen und gefangen halten. Dabei muss es sich nicht zwangsweise um kriminelle „Konkurrenten“ handeln, sondern durchaus auch um Entsandte von Industrie & Wirtschaft, die von der organisierten Kriminalität als Mitbewerber von lukrativen Geschäften gesehen werden.
Sieht man sich als Beispiel Mexiko an, wo sowohl junge Männer als auch Mädchen auf dem Heimweg zur Schule verschwinden wird man sich der Tragweite bewusst. Der traurige Rekord liegt bei 100.000 Verschwundenen pro Jahr – Dunkelziffer vermutlich wesentlich höher. Rund 50.000 nicht identifizierte Leichname sind ein Indikator dafür, dass Verschwundene noch immer gleichzeitig gesucht werden. Eine geplante DNA-Datenbank zur Identifizierung der sterblichen Überreste ist noch immer nicht umgesetzt.
Wie hoch das jeweilige Risiko ist „zu verschwinden“ kann nicht pauschal beantwortet werden, die Erstmaßnahmen bei einer Abgängigkeit sind in einem Disappearance Check gut darstellbar. Wurde dieser Disappearance Check präventiv und individuell erstellt, können sehr schnell relevante Informationen zum Sachverhalt erhalten und weitere Maßnahmen eingeleitet werden.
Inhalte eines Disappearance Check:
- Sämtliche medizinischen Einrichtungen in der Region und Umgebung
- Kontaktpersonen (Familie, Freunde, Kollegen,..)
- Behörden einschalten?!
- Fortbewegungsmittel (Mietwagen, Firmenfahrzeug, öffentliche Transportmittel, etc.)
- Persönliche Gegenstände zum Zeitpunkt des Verschwindens (Mobile Geräte, Computer, Dokumente,..)
- Aktivieren von Netzwerkpartner – „Boots on the ground“
- Persönliche Dossiers, sofern diese erstellt wurden
- U.v.m. welches sich im Rahmen von Recherchen oft ergibt
Der Autor:
Andreas Radelbauer ist Leiter des Bereiches Crisis Risk & Response bei Corporate Trust und hat jahrzehntelange globale Erfahrung im Rahmen von Bedrohungen, Erpressungen und Entführungen.
E-Mail: radelbauer@corporate-trust.de
Tel: +49 89 599 88 75 80