Es hilft nichts: Wir werden unsere Gesichter verhüllen müssen. Wenn wir unsere Wirtschaft und Gesellschaft nicht dauerhaft zerstören wollen, müssen die Menschen irgendwann in naher Zukunft wieder in die Öffentlichkeit gehen können – zum Arbeiten, Kaufen und Konsumieren. Dabei ist das Tragen einfacher Gesichtsmasken, der sog. MNS-Masken (Mund-Nasen-Schutz), absolut sinnvoll, um die Weiterverbreitung des Virus so stark wie möglich zu minimieren. Asien macht es uns vor. Das Zögern in westlichen Ländern halten asiatische Mediziner, die bereits vor Jahren ihre Erfahrung mit den Viren SARS und MERS machten, für einen großen Fehler.
Während die Weltgesundheitsorganisation WHO und Politiker in westlichen Ländern dem Thema immer noch ausweichen, weil außerhalb Asiens kaum Masken zum Kauf verfügbar sind, haben die Republik Österreich und Stadt Jena jetzt ernst gemacht und eine allgemeine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit beschlossen. Auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, bekräftigte in seiner Pressekonferenz am Dienstag (31.03.2020), dass Mundschutz für die allgemeine Bevölkerung sinnvoll sei.
Allerdings gibt es kaum MNS-Masken in größeren Mengen zu kaufen, meist nur vereinzelt. Doch auch das ist ein Anfang. Und genau hier sollte das Krisenmanagement der Regierung ansetzen, gezielt Wege zu überlegen, wie das öffentliche Leben und damit die Wirtschaft wieder möglichst schnell in Fluss kommen.
Zunehmend wird klar: Es ist im Interesse der Gesamtgesellschaft, sich für die nächsten Monate Mundschutz zu beschaffen. Zur Not in Kleinstmengen oder auch mit selbst gebastelten Lösungen.
Wir arbeiten aktuell daran, einen vertrauenswürdigen und lieferfähigen Lieferanten in Asien zu finden (Update folgt).
In der Zwischenzeit haben wir die aktuelle Liefersituation in Deutschland recherchiert:
Großhändler: „Die Situation bei Gesichtsmasken ist gleichbleibend verheerend“, sagte uns Stephan Ahlf, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Alliance Healthcare, einem der größten Pharma-Großhändler in Deutschland. „Der Markt ist leergefegt.“ Seit Januar habe Alliance etwa 7 Millionen Gesichtsmasken beschafft, jedoch seien diese nun abverkauft. Die Einkaufsabteilung stehe stündlich mit Lieferanten in aller Welt im Kontakt, aber ein Nachschub sei momentan nicht in Sicht.
Drogeriekette dm: In deren Online-Shop ist die Mundschutzmaske „Mivolis“ bis auf Weiteres ausverkauft. „Die Mundschutzmasken werden in Frankreich produziert und sind daher von dem per Dekret beschlossenen Exportstopp für Atemschutzmasken der französischen Regierung betroffen,“ sagte dm-Geschäftsführerin Kerstin Erbe. Die Drogeriekette wolle ihren Kunden gerne Masken anbieten. „In der derzeitigen Ausnahmesituation ist die Beschaffung der Produkte jedoch schwierig, da die Nachfrage nach den Produkten weltweit extrem hoch ist,“ sagte dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer.
In den großen Online-Shops herrscht ebenfalls Mangel. Bei Amazon und der führenden chinesischen Handelsplattform Alibaba werden Masken zwar angeboten, aber das Kundenfeedback zeigt, dass viele Bestellungen entweder vom Anbieter selbst wieder storniert werden oder – besonders ärgerlich – trotz Bezahlung nicht ankommen. Zwar gibt es offenbar auch vereinzelt erfolgreiche Auslieferungen, aber das Risiko, leer auszugehen, ist hoch.
Bei Alibaba schreiben chinesische Produzenten in den Q&As, dass ihre Fabriken von der jeweiligen lokalen Regierung übernommen wurden und sie derzeit nicht exportieren dürfen.
Apotheken: „Einige Zulieferer sind wohl lieferfähig, aber es ist uns nicht bekannt, dass sich die Liefersituation insgesamt verbessert,“ sagte uns der Sprecher des bayerischen Apothekerverbandes (BAV), Thomas Metz. Punktuell sind zwar Kleinstmengen verfügbar, aber größere Lieferungen bleiben aus.
Im Selbstversuch konnten wir gestern in einer Apotheke in München ein paar wenige Masken ergattern: Höchstabgabemenge 2 Stück pro Kunde, 3€ pro Maske. Auf Nachfrage sagte der Apotheken-Inhaber, er habe die Masken in kleiner Zahl über einen befreundeten Apotheker bekommen, aber Nachschub sei nicht absehbar.
Was also tun? Die Optionen
Kleinstmengen in Apotheken und Drogeriemärkten bei sich vor Ort kaufen, sofern vorhanden. Hier und da werden einzelne Masken angeboten. Generelle Aussagen, wo und zu welchem Preis, sind aktuell nicht möglich. Man kann es nur versuchen.
Tragen von Halstüchern oder Schals über Mund und Nase in der Öffentlichkeit: So lange man Gesichtsmasken nicht in größeren Mengen kaufen kann, ist das die zweitbeste Lösung. Jede Gesichtsbedeckung ist besser als keine. Bei solchen Hilfsmitteln ist das regelmäßige Waschen bei hohen Temperaturen wichtig.
Im Internet kursieren derzeit zahlreiche Bastelanregungen für Gesichtsmasken. Hier eine Anleitung der Stadt Essen.
Sobald chinesische Fabriken in den kommenden Wochen und Monaten wieder Gesichtsmasken exportieren oder falls plötzlich Hersteller aus Deutschland auftauchen (z.B. die Autoindustrie oder Textilbetriebe), sollten sich Privatpersonen aber auch Firmen so gut wie möglich mit Masken für die nächsten Monate eindecken. Bis dahin sind der Kauf von individuellen Kleinstmengen oder selbstgebastelte Lösungen das Beste.
Wichtige Hinweise
Ein Gesichtsschutz ersetzt auf keinen Fall den empfohlenen Sicherheitsabstand von 2 Metern oder das häufige und gründliche Händewaschen! Gesichtsschutz ist lediglich eine empfehlenswerte Ergänzung der Maßnahmen.
Ein Gesichtsschutz schützt in erster Linie nicht den Träger selbst sondern dessen Mitmenschen. Die Maske verringert die Menge der Tröpfchen, die der Träger ausstößt, zwar nicht annähernd zu 100%, aber jede Reduktion kann helfen, die Weiterverbreitung zu verringern. Zumal Corona-Infizierte ja nicht wissen, dass sie überhaupt infiziert sind, bis sie Symptome entwickeln. Gerade in dieser Phase helfen Gesichtsmasken.
Eines wird aktuell sehr deutlich: Das Krisenmanagement im Hinblick auf eine drohende Pandemie war nicht ausreichend, hatte große Lücken bzw. zu wenig Detailtiefe. Um die Wirtschaft möglichst zeitnah wieder in Gang zu bringen, ist jetzt die Beschaffung von großen Stückzahlen an mindestens MNS-Masken für die gesamte Bevölkerung erforderlich.
Hier sollte die Regierung vor allem die Qualitätssicherung garantieren, damit sich Unternehmen oder Privatpersonen diese in Eigenregie besorgen können:
Welcher Hersteller (vermutlich vorerst in Asien, später dann auch in Deutschland oder Europa) ist zuverlässig, bei wem kann man die Masken bestellen?
Welche Qualität sollten die Masken haben, Baumwolle oder Vlies (also meist Kunstgewebe)?
Kann die Kontaktaufnahme kanalisiert, zentralisiert oder gar gesteuert werden?
Wenn Unternehmen in Deutschland bald wieder in die Normalität zurückkehren und Geschäft machen wollen, sollten sie in Gesichtsmasken investieren, sobald das logistisch möglich ist.
Bis dahin ist die Initiative jedes Einzelnen gefragt.
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Die Autoren:
Christian Schaaf ist Geschäftsführer und Gründer der Corporate Trust – Business Risk & Crisis Managment GmbH.
Sebastian Okada ist Prokurist und leitet den Bereich Ermittlungen & Informationsbeschaffung.
E-Mail: schaaf@corporate-trust.de, okada@corporate-trust.de
Tel.: +49 89 599 88 75 80
Ein Kommentar zu „Schluss mit dem Zögern – Schutzmasken für die Bevölkerung“