Vorbereitung für Konflikt- und Krisengebiete – H.E.A.T

Von Journalisten, über NGO´s bis hin zu international tätigen Unternehmen werden immer wieder MitarbeiterInnen in Konflikt- und Krisengebiete entsendet. In diesem speziellen Umfeld sollten nicht nur im Rahmen der gesetzlichen Fürsorgepflicht Vorbereitungen stattfinden. Häufig sind aufgrund der politischen Situationen instabile Verhältnisse, in Verbindung mit medizinischen Risiken und weitere, abstrakte Sicherheitslagen vorzufinden. Eingesetztes internationales Personal ist somit einer deutlich erhöhten Gefährdung ausgesetzt. Gute Vorbereitung im Rahmen von theoretischen Reisesicherheitstraining mit praktischen Ansätzen, sind hier eine gute Möglichkeit zur Risikominimierung der Reisenden.

Ende Oktober 2022 führte Corporate Trust für eine international tätige Organisation die nächste Stufe der Vorbereitung für Konflikt- und Krisengebiete durch: ein Hostile Environment Awareness Training – kurz HEAT genannt – bei welchen die physische und psychische Belastbarkeit von 12 MitarbeiterInnen geschult und getestet wurden.

Die Herausforderung bei diesem Training war, dass die TeilnehmerInnen über unterschiedliche Ausbildungsstandards verfügten und alle innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums auf einen gemeinsamen Stand gebracht werden sollten. Die Strategie des Trainings war nicht darauf ausgelegt, die TeilnehmerInnen stundenlang in einem Keller unter widrigen Bedingungen einzusperren, sondern situationsgerecht auf ein „Worst Case Scenario“ vorzubereiten. Ungeachtet dessen wurden die TeilnehmerInnen schon an die Grenzen ihrer physischen und vor allem psychischen Belastbarkeit geführt. Beginnend bei der Tatsache, dass niemand wusste, wo das Training stattfindet und alle aufgefordert wurden für drei Tage Verpflegung und Schlafsack mitzunehmen. Diese Ungewissheit über die Örtlichkeit und den dortigen Bedingungen stellte schon die erste psychische und praktische Auseinandersetzung vor dem Training dar.

Es wurde den Teilnehmern ein Zeitpunkt und Örtlichkeit genannt, wo alle zusammenkamen. Als erste Aufgabe wurden GPS-Koordinaten an eine zufällig ausgewählte Person der TeilnehmerInnen übergeben und weitere kurz gehaltene Handlungsanweisungen, welche für die Anreise mit den Fahrzeugen im Team organisiert und gelöst werden mussten. Ebenso wurde ein Codewort für einen Ausstieg bei Überbelastung vereinbart.

Im militärischen Übungsgelände standen, praxisrelevante Anteile im Vordergrund und Erfahrungen von Sicherheitsexperten aus Krisen- und Konfliktgebieten wurden wiedergegeben und geschult. Von Informationsgewinnung über Minen, UXO & IED Schulung, Verhalten an Checkpoints, Entführungen, Evakuierungs- und Notfallplanung, Verhaltensweisen unter Beschuss und natürlich auch robuste Erste Hilfe Maßnahmen samt Material, waren in dem sehr großen Gelände die zentralen Trainingsinhalte.

Das Feedback der Teilnehmer nach Abschluss war durchwegs positiv mit interessanten Ansätzen für das nächste Training – welches vermutlich 2023 stattfinden wird.

An dieser Stelle Dank an meine erfahrenen Kollegen für die Unterstützung und den außergewöhnlichen Einsatzwillen der Teilnehmer, was auch der Tatsache geschuldet war, dass sehr erfahrene Reisende im Team (fast…) immer die richtigen Entscheidungen trafen – see you all soon again!

Der Autor:

Andreas Radelbauer ist akademischer Krisenmanager und Leiter des Bereiches Crisis Risk & Response bei Corporate Trust. Jahrzehntelange globale Erfahrung in Umgang mit Krisen, Bedrohungen, Erpressungen und Entführungen prägen seinen Werdegang.

E-Mail: radelbauer@corporate-trust.de

Tel: +49 89 599 88 75 80

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