Sicherheit beim Hausbau – mal ganz anders gedacht

Wie wichtig ist es, beim Hausbau bereits in der Planungs- bzw. Bauphase auf den Schutz der eigenen Daten zu achten? Das Beispiel „Neubau der BND-Zentrale in Berlin“, also unseres Nachrichtendienstes und damit der wichtigsten Behörde zum Schutz gegen Spionage, hat gezeigt, dass auch bei dieser sicherheitsaffinen Organisation bei der Planung des Vorhabens vermutlich geschlampert wurde. 2011 berichteten sowohl der Spiegel als auch der Focus, dass bereits während der Bauphase hoch geheime Pläne des Gebäudes und der Infrastruktur in unbefugte Hände und schlussendlich an die Öffentlichkeit gelangt sind.

Auch beim privaten Hausbau erhalten die Architekten, Baufirmen, Fensterlieferanten, Maler, Bodenleger, Heizungs- oder Gartenlandschaftsbauer bis hin zu den Errichtern einer Videoüberwachungs- oder Einbruchmeldeanlage viele Informationen. Sie bekommen alle möglichen Planungsunterlagen, Modelle oder personenbezogene Daten des Auftraggebers. Bei einem Neu- oder Umbau ist es natürlich wichtig, dass die ausführenden Gewerke wissen, was sie zu tun haben und wie sie mit den anderen Gewerken zusammenspielen müssen. Wie weit werden damit aber sensible Daten an einen unüberschaubar großen Personenkreis gestreut und welche Risiken drohen damit?

Wenn wohlhabende Personen bauen, ist dies natürlich für neugierige Klatschmedien oder interessierte Nachbarn interessant. Wie groß ist das Grundstück oder das Wohnzimmer? Wie viele Schlafzimmer und Garagenstellplätze hat das Anwesen und hat es tatsächlich einen Swimmingpool im Keller? Fragen, die auch für Einbrecher interessant sein könnten oder wenn es darum geht, dass Kriminelle einen Überfall auf die Familie planen.

Gerade in der Planungs- oder Ausschreibungsphase werden viele Informationen an alle möglichen Firmen geschickt, um entsprechende Angebote zu erhalten. Müssen aber alle Handwerker oder Firmen sämtliche Unterlagen erhalten? Muss der Gartenlandschaftsbauer wirklich wissen, wie die Einbruchmeldeanlage konfiguriert sein muss? Was passiert überhaupt mit den übermittelten Daten bei den Herstellern oder Handwerkern, die nicht zum Zuge kommen? Wer hat die Daten wo liegen, wie viele Mitarbeiter können darauf zugreifen und wie gut sind sie dort gegen fremden Zugriff geschützt? Was passiert nach der Ausschreibung mit den Informationen? Werden sie von allen restlos gelöscht?

Das Wissen, wo besonders gesicherte Türen sind, welchen Einbruchschutz die Fenster bieten, ob es eine Notstromversorgung gibt oder wo man die elektrischen Zugänge kappen könnte, ist für Täter sehr relevant und sollte möglichst nur dem berechtigten bzw. vertrauenswürdigen Personenkreis bekannt sein.  Daher sollte es bei einem Neubau einen Blickwinkel für Sicherheit geben und folgendes Vorgehen beachtet werden:

  • Bereits in der Planungsphase, noch vor der ersten Ausschreibung, sollten Sicherheitsspezialisten hinzugezogen werden
  • Bei der Ausschreibung sollte eine Vertraulichkeitsvereinbarung bzw. ein NDA (Non Disclosure Agreement) mit entsprechenden Geheimhaltungsklauseln fester Bestandteil für alle angeschriebenen Unternehmen sein
  • Die Vorauswahl der Unternehmen, die überhaupt für die Ausschreibung in Frage kommen, sollte auch unter einem Sicherheitsblickwinkel getroffen werden. Dies kann z.B. durch folgende Kriterien erfolgen:
    • Erfahrungen des Sicherheitsberaters, Architekten oder des Projektteams mit dem Unternehmen/Anbieter bei vorangegangenen Projekten
    • Persönliches Kennenlernen durch die Bauherrenschaft bzw. das Projektteam
  • Schutz der Dokumente bzw. der Planungsunterlagen
    • Pläne und Dokumente sollten ohne Projektadresse und Name der Bauherrenschaft verteilt werden
    • Der Datenaustausch sollte in einer gesicherten bzw. kontrollierten Umgebung erfolgen, z.B. ein Austauschlaufwerk mit einer stringenten Berechtigungshierarchie
    • Das Laufwerk sollte auch über die Bauphase hinaus genutzt werden, zur Dokumentation entsprechender Aufbewahrungspflichten und für Wartungsintervalle
  • Schutz der Baustelle
    • Blickdichte Einzäunung und Videoüberwachung zur Nachtzeit
    • Sicherung der Baustelle durch einen Wachdienst, der zu den Arbeitszeiten präsent ist, um unerlaubtes Eindringen durch Unberechtigte zu verhindern
    • Schaffung einer zentralen Ansprechstelle, zur abgestimmten Kommunikation mit Nachbarn und Anwohnern

Wenn beim Neu- oder Umbau eines Wohnanwesens sehr viel Geld, Zeit und Mühe in die Sicherheit investiert wurde, wäre es fatal, durch Schlamperei in der Planungs- oder Bauphase Schleusen aufzumachen, die man eigentlich durch die Sicherungseinrichtungen verhindern wollte.

Zum Autor:

Christian Schaaf war früher Kriminalbeamter und ist heute Geschäftsführer der internationalen Sicherheitsberatung Corporate Trust.

Tel. 089-599 88 75 80

schaaf@corporate-trust.de

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