Der Internationale Tag der Solidarität mit inhaftierten und vermissten Mitarbeitern

Beirut, 25. März 1985 – Der britische Journalist Alec Collett befindet sich im Auftrag des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) in der libanesischen Hauptstadt. Im Rahmen einer dreimonatigen Beratungsmission soll der 63-Jährige die Tätigkeiten des UNRWA mitverfolgen und über eine Vielzahl von Flüchtlingscamps im Osten des Landes berichten. Als er an diesem Montag einen Checkpoint passieren will, wird Collett von bewaffneten Männern angehalten, mit vorgehaltener Waffe bedroht und entführt. Erst 24 Jahre später wurden die sterblichen Überreste des Vermissten im libanesischen Bekaa-Tal gefunden.

Um auf die Bedrohungen und Risiken aufmerksam machen, welchen Beschäftigte der UN sowie anderer Organisationen ausgesetzt sind, wird am Jahrestag der Entführung Alec Colletts der Internationale Tag der Solidarität mit inhaftierten und vermissten Mitarbeitern begangen. Denn der Journalist war einer von etwa hundert UN-Mitarbeitern, die einzig während des libanesischen Bürgerkriegs in den 1980er-Jahren von unterschiedlichen Gruppierungen in Geiselhaft genommen und nur in einzelnen Fällen wieder freigelassen wurden.

Gleichsam erinnern aktuellere Fälle wie die des in Syrien entführten und enthaupteten US-amerikanischen Journalisten James Foley unmissverständlich daran, dass Inhaftierungen beziehungsweise Entführungen zu verbreiteten und teils lukrativen Praktiken vieler krimineller oder terroristischer Gruppierungen zählen. Zugleich werden insbesondere Inhaftierungen vermehrt von staatlichen Akteuren instrumentalisiert, die verhaftete Entwicklungshelfer gezielt als Druckmittel für politische und diplomatische Fortschritte einsetzen. So stieg beispielsweise die Anzahl inhaftierter UN-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren deutlich an. Seit 2021 wurden insgesamt 142 UN-Beschäftigte trotz eindeutiger Privilegien und Immunitätsschutz als staatliche Bedienstete inhaftiert, davon 15 Personen alleinig in 2022. Derzeit befinden sich noch 22 UN-Mitarbeiter in Haft.

Ein Großteil dieser Fälle betrifft Beschäftigte, die temporäre und permanente Einsätze in Konfliktregionen oder Kriegsgebieten absolvieren und somit deutlich erhöhten Sicherheitsrisiken ausgesetzt sind. Eine professionelle Vorbereitung in Form von allgemeinen und spezifischen Schulungen durch Sicherheitsexperten, die Durchführung zugeschnittener Bedrohungsanalysen der primären Aufenthaltsorte von Mitarbeitern sowie die Erstellung einer Reiserichtlinie kann entsprechende Risiken in einem ersten Schritt reduzieren. Bei kürzeren Auslandsaufenthalten kann eine Übersicht aller Reisen mithilfe eines Monitoring-Tools zudem Sicherheit schaffen. Es bestehen jedoch auch Restrisiken, die trotz Vorbereitung und langjähriger Erfahrung der Beschäftigten nicht vollständig eliminiert werden können und daher besondere Reaktionsfähigkeiten erfordern. So können beispielsweise speziell ausgebildete Krisenmanager betroffene Mitarbeiter im Ernstfall unterstützen und mithilfe lokaler Netzwerkpartner erfolgreich durch Krisen begleiten.

Der Internationale Tag der Solidarität mit inhaftierten und vermissten Mitarbeitern erinnert jährlich an das Schicksal Alec Colletts und die Vielzahl von Personen, die im Arbeitseinsatz nicht ausreichend vor der Bedrohung einer Verhaftung oder Entführung geschützt werden konnten. Aufgrund der nunmehr erhöhten Risiken muss die Gewährleistung der Sicherheit von Beschäftigten – bestenfalls mit Unterstützung erfahrener Sicherheitsprofis – fortwährend höchste Priorität einnehmen. Denn am Ende des Tages ermöglicht Sicherheit, dass Mitarbeiter auch in Zukunft in sämtlichen Regionen der Welt wertvolle Arbeit leisten können.

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