Das Reiserisiko des Terrorismus

Spätestens seit den Anschlägen am 11. September 2001 ist die allgegenwärtige Bedrohung durch den Terrorismus im kollektiven Bewusstsein tief verwurzelt. Wenngleich Bemühungen zur internationalen Terrorismusbekämpfung die Aktivitäten von Gruppen wie JNIM und Al-Qaida an einigen Orten eindämmten, versetzen Meldungen über Anschläge, Flugzeugentführungen, Geiselnahmen und Selbstmordattentate Bevölkerungen wiederkehrend in Angst und Schrecken. So ist trotz regionen- und länderspezifischer Unterschiede in der Bewertung des Terrorrisikos kein Ort der Welt per se vor dem Eintreten eines Terrorakts bewahrt. Insofern sehen sich auch viele westliche Länder fortwährend mit einer ernstzunehmenden Bedrohung durch religiös-motivierten, linken beziehungsweise – in Europa zunehmend – rechten Terrorismus konfrontiert.

Angesichts staatlicher Anstrengungen zur Terrorismusbekämpfung suchen auch private Unternehmen nach Optionen, ihre Mitarbeitenden und Unternehmensinteressen vor Terrorrisiken schützen. Internationale Geschäftstätigkeiten und vermehrte Reiseaktivitäten, mitunter in Ländern mit erhöhtem bis sehr hohem Terrorrisiko, verstärken das Erfordernis, die Sicherheit von Mitarbeitenden im In- und Ausland vor terroristischen Akten zu gewährleisten. Hierbei ist zunächst ein Grundverständnis der zentralen Ziele terroristischer Akteure vonnöten. Neben der Androhung beziehungsweise Ausübung von Gewalt mit politischer Zielsetzung kann Terrorismus im Kern auch als Kommunikationsstrategie begriffen werden. Terrorakte sind daher insbesondere in öffentlichen Räumen sowie in Zeiten mit kulturellem, politischem, religiösem oder symbolischem Charakter gängig, um die breite Öffentlichkeit zu erreichen und Gesellschaftsordnungen in ihren Grundfesten zu erschüttern. Entsprechend zählen Orte wie Hotels, Bars, Restaurants, Regierungsgebäude, Geschäftsbüros, Einkaufszentren, Touristenattraktionen, Sportveranstaltungen, öffentliche Verkehrsmittel sowie weitere Tourismusziele, an denen sich Menschen in großer Zahl versammeln, zu den primären Zielen terroristischer Akteure. Wichtige Daten wie Jubiläen, Feiertage, religiöse Feste und politische Ereignisse können ferner mit einem erhöhten Terrorrisiko verbunden sein.

Diese Kenntnis bietet bereits einen Ansatzpunkt zur Reduzierung dieser Risiken. So sollten Mitarbeitende insbesondere auf Reisen ihre unmittelbare Umgebung mit erhöhter Aufmerksamkeit wahrnehmen. Dies gilt, wie soeben dargelegt, vor allem in öffentlichen Räumen sowie bei wichtigen religiösen Anlässen und Feiertagen. Auch das Vermeiden von Routinen kann vor allem in Ländern mit einer Historie von Terroranschlägen auf ausländische Staatsangehörige zwingend erforderlich sein. Darüber hinaus sollten sich Mitarbeitende im Ausland im Sinne eines Low-Profile-Ansatzes optisch an ihre Umgebung angleichen und beispielsweise Kleidung vermeiden, welche sie als Tourist oder Mitarbeitende des Unternehmens erkennen lässt (bspw. Logo einer deutschen Sportmannschaft bzw. des Unternehmens selbst). Des Weiteren sollten Mitarbeitende im Ausland über die aktuelle Sicherheitslage einschließlich der Terrorrisiken informiert sein. Reisesicherheitsportale, welche sich erfahrener Analysten sowie umfassender Ressourcen und Informationsquellen bedienen, stellen Mitarbeitenden Informationen zur Sicherheitslage, wichtigen Daten, Verhaltenshinweisen und weiteren Risikokategorien bereit. Eine professionelle Sicherheitsberatung vor Antritt der Reise unterstützt Mitarbeitende dabei, über allgemeine und aktuelle Risiken und Entwicklungen umfassend informiert zu sein und offene Fragen zu Sicherheitsthemen vor Reiseantritt zu klären. Entsprechende Verhaltensweisen und interkulturelle Kompetenzen, welche der Risikoreduzierung zuträglich sind, können zudem im Rahmen von Reisesicherheitstrainings erlernt und bei Bedarf regelmäßig aufgefrischt werden.

Wie die Vergangenheit eindeutig zeigte, stellt Terrorismus – ungeachtet der politischen Ausrichtung – eine schwer greifbare, ubiquitäre Bedrohung dar, die auch vor westlichen Ländern und hochfrequentierten Geschäftszielen keinen Halt macht. Dennoch können insbesondere eine umfassende Vorbereitung und Strategien der Wachsamkeit Mitarbeitende schützen und Terrorrisiken für Leib und Leben minimieren.

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