Prävention für exponierte Personen

Wann genau der Einbrecher in das Erdgeschoss des Wohnhauses eingebrochen ist, kann im Nachhinein nicht mehr exakt angegeben werden. Fakt ist, dass die Familie im Schlafzimmer des ersten Stockwerks davon nichts mitbekommen hat, als dieser Goldmünzen und weitere Wertgegenstände entwendet hat. Die Alarmanlage war ausgeschaltet, da im Sommer gerne die Fenster weit geöffnet (und nicht gekippt) bleiben. Der Vermögensschaden hält sich für die wohlhabende Familie in Grenzen, nur das Sicherheitsgefühl ist stark beeinträchtigt durch die Tatsache, dass niemand der schlafenden Personen von dem Einbruch etwas mitbekommen hat. Im Nachhinein betrachtet sogar gut, eine direkte Konfrontation mit dem Täter hätte vielleicht noch einen körperlichen Schaden nach sich gezogen. Die Fragen, die sich für die Familie jetzt stellen: Wie können die Sicherheitsmaßnahmen erhöht werden? Wie hätte man sich verhalten sollen, wenn jemand den Einbrecher gehört hätte? Ist man ausspioniert worden, da der Täter offensichtlich gezielt vorgegangen ist? Hätte man dies erkennen können? Soll jetzt rund um die Uhr ein Security Mitarbeiter vor dem Anwesen stehen?

Die alleinige Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen durch die Aufrüstung der Technik für die Objektsicherheit, wird hier langfristig nicht den gewünschten Erfolg bringen. Kurzfristig macht es Sinn – auch um das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen – personelle Sicherheit rund um das Wohnobjekt einzusetzen. Mittel- und langfristig bringt eine individuelle Sicherheitsschulung – am besten in dem Wohnobjekt, wo der Vorfall sich ereignet hat – Antworten für die Betroffenen. Im Rahmen dieser Sicherheitsschulungen werden Prozessabläufe wie Alarmablaufplanung, Verhalten bei verdächtigen Wahrnehmungen, Situationen, Personen, Fahrzeugen, uvm. optimiert. Exponierte Personen müssen verstehen, wie wichtig Informationsschutz ist, um nachzuvollziehen zu können, wie einfach es möglich ist, relevante Informationen aus öffentlichen Quellen zu erhalten, um diese gezielt für kriminelle Angriffe zu nutzen. Versteht man die Vorgehensweise von Tätern, ist es möglich risikominimierende Verhaltensweisen für Betroffene zu schulen und dadurch Awareness und Selbstsicherheit zu schaffen. Dass eine geschlossene Einzäunung eine psychische Schranke darstellt, auch wenn sie nur 140cm hoch ist und ein ständig offenes Seitentor Gelegenheitstäter eher dazu animiert, bzw. einlädt, das Grundstück zu inspizieren wird danach ebenso verstanden werden, als auch die Erfahrung, dass Reinigungskräfte, Gärtner & Co. nicht ständig alleine am und im Wohnanwesen unterwegs sein sollten.

Jetzt hat also die Sicherheitsschulung stattgefunden, es werden gezielt und verhältnismäßig präventiv Maßnahmen umgesetzt, dass subjektive Sicherheitsgefühl der Familie wurde gestärkt und der Autor hat ebenso wieder von den vertrauensvollen und offenen Gesprächen Erfahrung sammeln können. Executive Summary: Prävention macht (auch nach einem Schadensfall) Sinn!

Der Autor:

Andreas Radelbauer ist Leiter des Bereichs Crisis Risk & Response bei Corporate Trust und hat jahrzehntelange globale Erfahrung im Rahmen von Bedrohungen, Erpressungen und Entführungen. Seine behördliche Berufserfahrung konnte er bei Militär, UNO und Bundespolizei sammeln.

Hinterlasse einen Kommentar